Bd. 144 Nr. 2 (2022)
Abhandlungen

Sarah Coakleys Theologie des „Desire“. Trinität, Sexualität und Gebet

Klaus Vechtel SJ
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen/Frankfurt

Veröffentlicht 2022-06-01

Schlagwörter

  • Trinität,
  • Pneumatologie,
  • Gebet,
  • Verlangen,
  • Genderfragen,
  • sakramentale Repräsentation
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Abstract

Die renommierte anglikanische Theologin Sarah Coakley versteht ihren theologischen Ansatz als théologie totale, in der systematisch-theologische Reflexion, Genderfragen und kontemplative Gebetspraxis in einem Bedingungsverhältnis stehen. Eine (Neu-)Begründung der trinitarischen Gotteslehre findet einen Anhaltspunkt in der frühchristlichen Gebets- und Geisterfahrung. Die damit verbundenen sexuellen und kirchenpolitischen Implikationen führen zu einer Domestizierung von Trinitätslehre und Pneumatologie in der frühen Kirche, die für Coakley überwunden werden kann durch die Vorstellung eines im Menschen wirksam werdenden, inkorporativen und transformativen göttlichen Verlangens (desire). Im Mittelpunkt des theologischen Denkens von Sarah Coakley steht somit der Begriff desire (Verlangen, Begehren, Sehnsucht): Ausgehend von diesem Begriff lassen sich auf kontingenzsensible Weise sowohl anthropologische Anknüpfungspunkte für ein Sprechen von Gott formulieren als auch ekklesiologische Problemfelder wie etwa die Frage nach der sakramentalen Repräsentation durch das kirchliche Amt neu vermessen.