Bd. 143 Nr. 1 (2021)
Abhandlungen

Weiheamt und Typologie. Zur geschichtlichen Dynamik symbolischer Repräsentation

Dirk Ansorge
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen / Frankfurt am Main
Titelbild der Zeitschrift für Theologie und Philosophie

Veröffentlicht 2021-03-01

Schlagwörter

  • Institution,
  • Repräsentation,
  • Symbol,
  • Typologie,
  • kirchliches Weiheamt,
  • Cornelius Castoriadis,
  • Karl-Siegbert Rehberg,
  • Hans Urs von Balthasar
  • ...Mehr
    Weniger

Abstract

Dass die katholische Kirche nur Männer zum kirchlichen Weiheamt zulässt, hängt auch mit dessen typologischem Verständnis zusammen: Nur ein Mann könne den Mann Jesus von Nazareth repräsentieren, in dem das göttliche Wort Mensch geworden sei. Insofern kann das Weiheamt als Institutionalisierung einer Typologie und diese wiederum als Sonderfall einer Symbolik aufgefasst werden. Dabei vollziehen sich Prozesse der Symbolisierung und Institutionalisierung nicht gleichsam naturwüchsig; sie sind vielmehr das je vorläufige Resultat komplexer Aushandlungsprozesse. Während kirchlicherseits gegenwärtig ein allgemeiner Verlust des Symbolverständnisses beklagt wird, macht der französische Sozialphilosoph Cornelius Castoriadis darauf aufmerksam, dass Symbolisierungen zum Fundament des Humanen zählen. Ihre Tendenz zur Verstetigung in sozialen Institutionen lässt den Soziologen Karl-Siegbert Rehberg diese als symbolische Ordnungen beschreiben, die immer auch Macht ausüben. Vor diesem Hintergrund wird das typologische Verständnis des kirchlichen Weiheamtes erläutert und seine geschichtliche Dynamik aufgedeckt.