Bd. 147 Nr. 4 (2025)
Abhandlungen

Tautologie oder Häresie? Zum Problem affirmativer Wesensaussagen über den einen und einfachen Gott bei Thomas von Aquin

Stephan Herzberg
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen/Frankfurt

Veröffentlicht 2025-12-08

Schlagwörter

  • Analogie,
  • Einfachheit Gottes,
  • Negative Theologie,
  • Thomas von Aquin,
  • Grenzen der Sprache

Abstract

Die menschliche Sprache ist dazu da, Wahres kundzutun, indem sie in Form eines Aussagesatzes etwas an etwas für uns offenbar macht. Thomas von Aquins Lehre von den göttlichen Namen stellt einen maßgeblichen Versuch dar, die menschliche Rede von Gott gerade in ihrer affirmativen Dimension gegenüber reduktiven Deutungen der Negativen Theologie zu rechtfertigen. Nach Thomas können Begriffe für reine Vollkommenheiten in einer analogen Weise von Gott selbst ausgesagt werden. Dadurch können sie uns etwas von seinem Wesen zur Kenntnis bringen. Gegen Thomas’ Analogiethese wird immer wieder die zu große Unbestimmtheit göttlicher Namen angeführt. Im vorliegenden Aufsatz wird gezeigt, dass das Problem vor allem darin liegt, ihre Nicht-Synonymität und damit ihre Bedeutsamkeit als göttliche Namen für uns überzeugend zu erklären. Hier zeigt sich eine grundlegende formale Diskrepanz des menschlichen Denkens und Sprechens im Hinblick auf den einen und einfachen Gott.